Beim Austeilen war Martin Luther nicht zimperlich. Ob gegen den unseligen Ablasshandel, die Juden, den Islam oder die Bauern – überall fand er drastische, vernichtende bis ehrverletzende Worte. Lieblingsfeind blieben aber zeitlebens der Papst und die katholische Kirche, denen der Reformator (1483-1546) immer wieder eins mitgab.
So gestaltete der Maler Lucas Cranach der Ältere im Auftrag Luthers 1545 einen Bilderzyklus gegen den Papst, die als Flugblätter unter die Leute gebracht wurden. Cranach zeichnete etwa einen „Sauritt“ des Papstes, den das katholische Oberhaupt im vollen Ornat auf einem Schwein reitend darstellt, in der Hand einen dampfenden Haufen Kot. Andere Holzschnitte zeigen den Papst als „Sackpfeiffenesel“ oder als Ungeheuer mit Eselkopf, Frauenleib und Schuppenkörper.
Zu sehen sind Originale der Schmäh-Bilder seit dem 3. Februar in der Ausstellung „Bibel – Thesen –Propaganda“ in der Berliner Staatsbibliothek. Zum diesjährigen 500. Reformationsjubiläum präsentiert die Schau selten gezeigte originale Dokumente aus der Zeit Luthers und erzählt die Reformation anhand von 95 Objekten in sechs Kapiteln. Die Exponate kommen fast ausschließlich aus den eigenen umfangreichen Sammlungen und Archiven.
Luther und Cranach als Propaganda-Genies
Luther und Cranach seien „Propaganda-Genies“ gewesen, sagt Ausstellungskuratorin Michaela Scheibe. Sie hätten Schrift- und Bilddruck als damals hochmoderne Erfindung genutzt, um die Reformation bekannt zu machen. Schmäh-Zeichnungen wie auf den Flugblättern hätten auch Menschen verstanden und amüsiert, die nicht lesen und schreiben konnten. Die katholische Kirche hatte dem zunächst wenig entgegenzusetzen, weil sie die Entwicklung lange verschlief, sagt Scheibe.