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Ausstellung über Luther und die Bettelorden in Erfurt

Kreuzgang des Augustinerklosters in Erfurt. (Bild: Wikimedia Commons/Dr. Bernd Gross, CC BY-SA 3.0)

Unter dem Titel „Barfuß ins Himmelreich? Martin Luther und die Bettelorden in Erfurt“ präsentiert die Thüringer Landeshauptstadt eine Ausstellung zum diesjährigen 500. Reformationsjubiläum. Die Schau läuft bis zum 12. November an mehreren Standorten in Erfurt – im Stadtmuseum, im Angermuseum und in den Erfurter Bettelordenskirchen. Dabei werden unter anderem kostbare Bücher, Flugschriften, Urkunden wie Martin Luthers Universitätsmatrikeln, liturgisches Gerät, Schnitzplastik, Altarbilder sowie Alltagsgegenstände und archäologische Fundstücke ausgestellt, kündigte Erfurts Kulturdirektor Tobias Knoblich an. Die Exponate stammen aus den Archiven der Stadt, des Bistums und der Universitätsbibliothek oder sind Leihgaben.

Zentrale Bedeutung für die Ausstellung habe die Entwicklung Martin Luthers. Sie verknüpfe das persönliche Lebensschicksal des Studenten, Gottsuchers, Bettelmönchs, Kontroverspredigers und Ehemannes Luther mit einem Panorama der Beziehungen der Bettelorden zur Erfurter Stadtgesellschaft. Mit Luther, der ab 1501 zunächst an der Erfurter Universität studierte, ehe er 1505 in das Augustinerkloster eintrat, „begann etwas weltgeschichtlich Neues“, sagte der Mediävist Karl Heinemeyer, der die Ausstellung als Wissenschaftler begleitete. Die entscheidende Prägung dazu habe er im Augustinerkloster erhalten, fügte der emeritierte Professor der Universität Erfurt hinzu.

Luther erhielt entscheidende Prägung in Erfurt

An keinem anderen Ort als den authentischen Erfurter Stätten lasse sich Luthers innere Entwicklung so überzeugend darstellen und erleben, hieß es. Diese Entwicklung führte den Reformator von der besonders strengen Erfüllung der Gelübde über die Erfahrung des vergeblichen Ringens um einen gnädigen Gott bis zur Ablehnung des mönchischen Lebenskonzeptes. Daraus folgte sein leidenschaftlicher Einsatz für eine von allem religiösen Leistungsdenken befreite Glaubensgemeinschaft.

Blick auf die Barfüßerkirche in Erfurt. Auch sie ist Ausstellungsort. (Bild: Wikimedia Commons/Falk2, CC BY-SA 4.0)

Ausgehend von Luthers Klostererfahrung werde in der Ausstellung übergreifend die Geschichte sowie die herausragende kulturelle, religiöse und wissenschaftliche Bedeutung der Bettelorden – neben den Augustinern die Dominikaner und die Franziskaner – thematisiert.

Bauten der Bettelorden prägen das Stadtbild

Die Orden prägten mit ihren erhaltenen Kirchenbauten bis heute das Erfurter Stadtbild. Ihre neuartige und auf die Bedürfnisse der spätmittelalterlichen Stadtgemeinden ausgerichtete Theologie und Spiritualität hätten ein ganzes Zeitalter bestimmt und tiefe Spuren auch in der Erfurter Kirchen-, Geistes- und Sozialgeschichte hinterlassen, sagte der Direktor der Geschichtsmuseen Erfurt und Kurator der Ausstellung, Anselm Hartinger.

Zeitlich schlägt die Ausstellung den Bogen von der Ansiedelung der Bettelorden im frühen 13. Jahrhundert bis zur Auflösung der Klöster im 16. Jahrhundert im Zuge der Reformation. Themen sind dabei die Wandlungen des Mönchsideals vom Hochmittelalter bis zur Klosterzeit Luthers sowie die Bedeutung der Bettelorden für die Stadtgesellschaft, für die Wirtschaft, etwa durch die Produktion von Rosenkränzen, und universitäre Bildung Erfurts.

Parallel zur Ausstellung soll ab Juni im Langhaus der Barfüßerkirche eine begehbare Inszenierung „Jenseitsspiel“ zu erleben sein. Das Jenseitsmodell der Bettelorden und das daran geknüpfte spätmittelalterliche Konzept der Heiligung durch Leistung und stellvertretende Gaben würden dabei in Form eines Spiels einer kritischen Aktualisierung unterzogen. Dafür wurde nach Knoblichs Angaben in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Erfurt auch eine App entwickelt.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd/Stadt Erfurt Datum:07-06-17
Schlagworte:
Ausstellung, Bettelorden, Martin Luther, Reformationsjubiläum, Erfurt

Info

„Barfuß ins Himmelreich?“

Stadtmuseum Erfurt
Johannesstraße 169
99084 Erfurt 

außerdem im Angermuseum, in der Barfüßerkirche, der Predigerkirche und dem Augustinerkloster 

Öffnungszeiten:
18. Mai bis 12. November 2017
Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr

Eintrittskarten:
6 Euro, 4 Euro ermäßigt

Weitere Informationen:
Stadt Erfurt

Erfurt

Martin Luther in Erfurt – Sein Leben lang hatte der Reformator eine enge Beziehung zu Erfurt und besuchte die Stadt später mehrfach wieder.

Augustinerkloster zu Erfurt

Die Klosteranlage der Augustiner-Eremiten wurde um 1300 erbaut. Mit dem Eintritt Martin Luthers am 17. Juli 1505 zählt das Augustinerkloster heute zu den bedeutendsten Lutherstätten in Deutschland.