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Freiheit – dieses Sehnsuchtswort bestimmt evangelisches Christsein von Anfang an und von seinen Anfängen her. Reformation und Freiheit sind unauflöslich miteinander verbunden im Wort und Glauben, in Handeln und Haltung. Programmatisch wird dies in Martin Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ 1520 zum Thema. In einer Doppelthese bestimmt Luther in seiner reformatorischen Hauptschrift den Charakter dieser Freiheit: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemandem untertan. – Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“

Freiheit von der Welt und für die Welt

Evangelische Freiheit ist in doppelter Weise bestimmt: als Freiheit von der Welt und als Freiheit für die Welt. Der Mensch ist zur Freiheit gerufen, um ein richtiges und rechtes Leben zu führen. Gott will keine unmündigen Mitläufer, keine unfreien Frauen und Männer, sondern mündige Christen, die in Verantwortung füreinander leben. So findet christliche Freiheit ihren Ursprung in der Taufe. Mit der Taufe beginnt ein neues Leben – ein Leben als Kind Gottes.

Die Getauften sind als Kinder Gottes zu einem Leben in Freiheit und Liebe, Verantwortung und Glauben berufen. „Ihr seid zur Freiheit befreit, werdet nicht der Menschen Knechte“, ruft Paulus den ersten Gemeindegliedern der christlichen Kirche zu. Diese Befreiung zur Freiheit in der Taufe ist unumkehrbar, weil es Gottes Freiheit für die Menschen ist.

Gewissensfreiheit, die bis heute prägt

Luthers Ruf nach Freiheit wurde in der Reformation in vielfältiger Weise gehört, etwa im Verhältnis des Einzelnen zur kirchlichen und weltlichen Obrigkeit. Aus der Freiheit jedes Einzelnen folgt auch die Gewissensfreiheit, die bis heute unser Miteinander in Staat, Kirche und Gesellschaft prägt. Luthers Berufung auf das Gewissen gegen staatliche und kirchliche Autoritäten auf dem Wormser Reichstag 1521 ist eine Kernszene mit großer Wirkmächtigkeit weit über den kirchlichen Rahmen hinaus.

Mit der Wiederentdeckung der Freiheit des Einzelnen, die einherging mit dem mündigen Christsein, konnte der Furcht des Mittelalters vor Dämonen und Mächten begegnet werden. Im globalen Zeitalter 500 Jahre später sind die Furcht vor Armut, Not und materieller Absicherung die alltäglichen Anfechtungen der Freiheit. Aber auch die vielfach gegenwärtige Furcht vor Terror und Krieg ist eine Bedrängung der Freiheit. Aus diesen Ängsten auszuziehen und ein Leben in der Freiheit eines Christenmenschen zu führen, im Dienst am Nächsten wie auch in der Verantwortung für die Welt, bleibt die Aufgabe freier Menschen.


Der Flyer zum Themenjahr steht auf der Seite als PDF-Download zur Verfügung.

Das Jahrbuch der Lutherdekade 2011 – Reformation und Freiheit gibt es auf dieser Seite als PDF-Download.