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Versuchsfeld der Reformation: In Altenburg setzte sich früh die neue Kirchenordnung durch

Georg Spalatin
(Foto: Wikipedia)

Die Thüringer Kreisstadt Altenburg ist vor allem als Spielkarten- und Skatstadt international bekannt, weniger aber als markanter Ort der Reformationsgeschichte. Mit dem Themenjahr „Reformation und Politik“ in der Lutherdekade soll sich das ändern.

Die Kuriosität bewahrt das Staatsarchiv im Schloss. Das einzigartige Blatt „Der Welt einzigen Luther floh“ gehört zur Kopie einer Luther-Schrift, die der Altenburger Reformator Georg Spalatin (1484-1545) von einem Studenten anfertigen ließ. Der Überlieferung nach fand der Kopist in dem Manuskript von Martin Luther (1483-1548) einen Floh, den er auf die Abschrift klebte. Doch nicht wegen dieses Kuriosums sollte Altenburg zu einem bedeutenden Ort der Reformationsgeschichte werden. 

Themenjahr wird eröffnet

Im Verein der mitteldeutschen Lutherstädte gilt die heutige Ostthüringer Kreisstadt als Versuchsfeld der Reformation. Denn dort nahm schon bald nach dem Wittenberger Thesenanschlag von 1517 die neue kirchliche Ordnung konkrete Gestalt an. Nicht zuletzt deshalb wollen die mitteldeutsche Kirche und das Land Thüringen das Themenjahr „Reformation und Politik“ für den Freistaat Thüringen am kommenden Freitag (17. Januar 2014) in Altenburg eröffnen.

Martin Luther kam bereits ab 1522 regelmäßig zu Predigten in die Stadt. Im gleichen Jahr wurde Wenzeslaus Link erster evangelischer Pfarrer, der im Jahr darauf zudem als einer der ersten Geistlichen überhaupt kirchlich getraut wurde. Schlüsselfigur der Reformation in Altenburg ist jedoch der Luther-Zeitgenosse und Weggefährte Spalatin. Als Superintendent im Altenburger Land setzte der Theologe und vormalige kursächsische Diplomat ab 1525 die ersten evangelischen Prediger ein.

Große Spalatin-Ausstellung

Darüber hinaus war er für die Auflösung der Klöster verantwortlich. Stadt und Kirchgemeinde widmen denn auch dem „Steuermann der Reformation“ ab 18. Mai eine große Sonderausstellung. Davon unabhängig sind die zahlreichen Orte der Reformation in Altenburg schon im historischen Stadtbild erkennbar. Die Roten Spitzen erinnern an die Doppelturmfassade der ehemaligen Stiftskirche, die einst zum Augustiner-Chorherrenstift gehörte.

Das Kloster hatte unter den Reformatoren keinen guten Ruf und wurde nach langen Verhandlungen schließlich 1543 aufgehoben. Die erhaltene markante Backsteinarchitektur indes gilt als frühes Beispiel für Großbauten aus diesem Baumaterial nördlich der Alpen. Die Bartholomäikirche mit dem Grabmal Spalatins geht als die älteste Stadtkirche Altenburgs auf eine romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert zurück. In der Reformationszeit war sie Predigtstätte Luthers, der dort auch eine der ersten Priesterehen besiegelte.

Kirche ersetzt Kloster

Vom einstigen Franziskanerkloster ist nur noch der einstige Standort bekannt. Seit 1905 steht dort die Brüderkirche, die mit zahlreichen Darstellungen zur Reformation geschmückt ist. Im vergangenen Jahr wurde dort das Lutherzentrum eröffnet. Seither lädt die moderne Tagungs- und Begegnungsstätte regelmäßig zu Veranstaltungen für Touristen und Kirchgemeinden aus der Region und weit darüber hinaus ein.

Informationen

Autor:Thomas Bickelhaupt Quelle:epd Datum:10-01-14
Schlagworte:
Spalatin, Lutherdekade, Reformation, Altenburg, Matschie

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