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Altbischof Huber: Religiöse Toleranz stärkt den Frieden

Festakt zur Einführung der Reformation in Magdeburg vor 489 Jahren

Wolfgang Huber
Der Berliner Altbischof Wolfgang Huber
(Foto: epd-Bild/Rolf Zöllner)

Der Berliner Altbischof Wolfgang Huber hat zu mehr religiöser Toleranz und friedlicher Konfliktlösung aufgerufen. Die Antwort auf die Frage nach Frieden und Toleranz zwischen den Religionen kündige sich erst dann an, wenn die Religionen ihre Differenzen im Glaubensverständnis in einer Weise austragen können, die den Frieden nicht gefährdet, sondern stärkt, erklärte Huber bei einem Festakt in Magdeburg. Mit der Feier wurde an die Einführung der Reformation in der Stadt vor 489 Jahren erinnert.

Sein Vortrag in der Johanniskirche stand unter der Fragestellung „Toleranz – wie viel Verschiedenheit halten wir aus?“. Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland nahm Bezug auf das aktuelle Themenjahr „Reformation und Toleranz“ der bundesweiten Lutherdekade.

Über mittelalterliche Toleranzverweigerung hinausgewiesen

Wenn am Jahrestag der Einführung der Reformation in Magdeburg nach dem Verhältnis von Religion und Toleranz gefragt werde, gehe es auch um die Bedeutung der Reformation für die Toleranz, sagte Huber vor 150 Festgästen. Zwar scheine diese Frage schnell beantwortet zu sein, weil die Toleranz als eine Erfindung der Aufklärung gelte und die Reformation "davon noch nichts wissen konnte".

Dass die kritischen Haltungen Luthers gegenüber Juden, Bauern, Türken und anderen nicht ausgeblendet werden dürften, sei richtig, gehe aber nicht weit genug. So habe die Reformation über die mittelalterliche Toleranzverweigerung hinausgewiesen. Dass sich dieser neue Ansatz nicht durchgehalten habe, habe damit zu tun, dass sich weder Fürsten noch Theologen in dieser Zeit vorstellen konnten, dass ein Land mit religiöser Pluralität regierbar sei.

Lutherdenkmal
Lutherdenkmal
(Foto: MMKT GmbH)

Nagelprobe von Toleranz sind ihre Grenzen

Die Nagelprobe von Toleranz seien deren Grenzen, sagte Huber weiter. Sie lägen dort, wo eine wechselseitige Achtung nicht gewahrt werde und Menschen wegen Unterschieden herabgesetzt würden. Nichts sei gefährlicher für die Toleranz, wenn Menschen auf ein einziges Merkmal reduziert würden. Sie seien zum Beispiel „mehr“ als nur Christen oder Muslime.

Die Reformation hatte Magdeburg am 26. Juni 1524, sieben Jahre nach dem Thesenanschlag Martin Luthers in Wittenberg, erreicht. An dem Tag predigte Luther in der Johanniskirche vor Tausenden Magdeburgern in deutscher Sprache. Danach wurden auf Druck der protestantisch gesinnten Bürger die meisten Kirchen mit evangelischen Pfarrern besetzt.

Informationen

Quelle:epd Datum:27-06-13
Schlagworte:
Toleranz, Magdeburg, Juden, Aufklärung, Wolfgang Huber

Themenjahr 2013

Die modernen Konzepte von Gewissens-freiheit und Toleranz sind wesentlich auch das Ergebnis der Reformation.