Pop-Oratorium „Luther“

Das Projekt der tausend Stimmen

Das Chorprojekt beleuchtet mit einem regionalen Projektchor aus 1500 bis 2500 Stimmen je Aufführungsort und zwölf Musical-Solisten die Anfänge und Grundanliegen der Reformation. In einem mit Orchester und Band modern inszenierten Broadway-Stück stellt das Autorenduo Michael Kunze/Dieter Falk Martin Luther in den Fokus und erzählt eine spannende Geschichte über Politik und Religion – mit eingängigen Melodien und einprägsamen Texten. Luther trotzt 1521 auf dem Wormser Reichstag der Aufforderung scheinbar übermächtiger Autoritäten, seine kirchenkritischen Aussagen zu widerrufen und folgt seinem Gewissen mit dem Appell an uns, selber zu denken.

Luther ist kein Held, sondern begnadeter Rhetoriker mit schwachen Momenten

Dieter Falk und Michael Kunze haben bereits für das Pop-Oratorium „Die 10 Gebote“ zusammen gearbeitet. Mit „Luther“ haben sie sich für ein ähnliches Format entschieden, allerdings mit noch größerem Chor. Das Stück ist kein Versuch, Luthers Biografie zu erzählen, sondern fokussiert auf den Wormser Reichstag. Dort lasse sich gut zeigen, was Luther für ein Typ ist, sagte Komponist Dieter Falk dem epd. „Natürlich ein begnadeter Rhetoriker, der aber auch kantige und auch schwache Momente hat. Eben keine Hero-Story, keine Helden-Geschichte.“ Texter Michael Kunze findet Luthers Mut dennoch „fast heldenhaft“. Luther habe das Tor zum Individualismus aufgestoßen, indem er seinem Gewissen gehorcht und sich gegen die Konventionen seiner Zeit gestellt habe. 

Kunze sagte, er und Falk hätten es sich zur Aufgabe gemacht, Luthers Themen für Menschen in der heutigen Zeit umzusetzen. „Luther wurzelt ja zum großen Teil noch im Mittelalter und ist deswegen ein Mensch, den wir in seiner Mentalität und seinen Gedanken nur rudimentär verstehen können“, sagte der 73-Jährige. Das Oratorium könne dem Publikum nichts wesentlich Neues über Luther vermitteln. Wohl aber könne es „diesen Menschen lebendig werden lassen“ und dem Publikum Luther als Person zeigen und nicht als Denkmal.

„Ich will selber denken“ – Pakistanischer Flüchtling singt im Luther-Oratorium

Er ist sicher einer der ungewöhnlichsten Teilnehmer des Luther-Oratoriums: Der pakistanische Flüchtling Hasan Nabeel probt zurzeit für die Aufführung des Pop-Oratoriums im Februar in Düsseldorf. Wer Martin Luther ist, wusste er vorher nicht.

Musikalisch orientiert sich das Oratorium an zeitgenössischer Pop-Musik. Das werde dem Reformator gerecht, der ja selbst sehr musikalisch war, betonte Kunze. Komponist Falk pflichtet Kunze im Gespräch mit dem epd bei: „Es ist relativ rockig an einigen Stellen, das passt zu dieser kantigen Figur Luther.“ Ihm sei aber auch wichtig gewesen, dass die Original-Zitate immer mal wieder herauszuhören sind. So wurden einige Luther-Choräle als Bigband-Swing umarrangiert. „Luther war ja der erste, der durch seine Choral-Adaptionen von Volksliedern Popmusik in die Kirche gebracht hat“, führte Falk weiter aus. 

Ein Musical sei das Stück trotz einiger Parallelen zum Genre aber nicht, findet der 58-Jährige. Es werde zwar getanzt und auch Choreographien seien auf der Bühne zu sehen, aber es gebe kein Bühnenbild. „Das beste Bühnenbild, das wir haben, ist der Riesen-Chor. Und bei uns steht der Chor nicht nur optisch im Vordergrund, sondern auch durch die Anzahl der Titel, die er singt. So ist es auch beim Oratorium“, erklärte der Komponist. 

16 000 Zuschauer erlebten die Uraufführung von „Luther“

Die Uraufführung des Pop-Oratoriums „Luther – das Projekt der tausend Stimmen“ hat am Reformationstag 2015 in der Dortmunder Westfalenhalle seine Weltpremiere gefeiert.

Im Zug mit ... Michael Kunze

luther2017.de traf den Librettisten des Pop-Oratoriums „Luther“. Mit ihm sprachen wir über die Herausforderung großer Chöre und die Frage, wie man sich einer großen Figur wie Martin Luther nähern kann.

Die Uraufführung des Oratoriums in Dortmund am Reformationstag 2015 sahen 16 000 Zuschauer und auch die Aufführungen in Hannover, Stuttgart und Düsseldorf im Jubiläumsjahr 2017 waren erfolgreich. In Düsseldorf übernahm Oberbürgermeister Thomas Geisel die Schirmherrschaft über die Aufführungen – und sang auch selbst mit. Damit war er im Düsseldorfer ISS-Dome einer von knapp 3000 Sängern, die an zwei Tagen vor beinahe 16 000 Zuschauern auftraten. Begeistert war auch Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017, die den Tournee-Auftakt in Hannover besucht hatte. „Ich bin überzeugt, einige Lieder werden neue evangelische Schlager werden“, sagte sie im Anschluss.

Bis zur letzten Aufführung in der Berliner Mercedes-Benz-Arena im Oktober tourt das Oratorium durch die Bundesrepublik. Dabei macht es neben Mannheim, Hamburg, Halle (Westfalen), München, Siegen und Witten auch in der Lutherstadt Wittenberg Station. Hier wird es eine Open-Air-Aufführung vor der Schlosskirche geben.