5. Lutherschulentreffen

 

5. Lutherschulentreffen

"Reformation und Bildung - Herausforderungen damals und heute"

Unter dem Motto "Reformation und Bildung - Herausforderungen damals und heute" fand vom 17. bis 20. Juni 2018 in Halle an der Saale das nunmehr 5. Treffen der Lutherschulen statt.

Bildung und Sprache gehören zu den wichtigen staatlichen Themen im Rahmen des Reformationsjubiläums 2017. Die Reformatoren um Martin Luther und Philipp Melanchthon hielten die Bildung von jedermann für essenziell, um erfolgreiche Reformen in der Kirche durchführen zu können. Am Beispiel der Bildungsreformen kann die Bedeutung der Reformation für unsere heutige Gesellschaft besonders eindrücklich vermittelt werden. Gerade Kindern und Jugendlichen soll dabei aufgezeigt werden, dass die Reformation kein rein religiöses Ereignis war. 

 

I.

Staatliche Geschäftsstelle "Luther 2017", Foto: Stefan Matyba

Historie

Bereits zu Beginn der Lutherdekade wurde in der AG „Schule und Bildung“ des Kuratoriums zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 das „Lutherschulentreffen“ als ein Format entwickelt, um den Themenkomplex Reformation in Schulen zu platzieren und Kindern und Jugendlichen durch gemeinschaftliche Aufarbeitung des Themas die Auswirkungen der Reformation näher zu bringen.

Zu den Lutherschulentreffen kommen seit 2010 alle zwei Jahre Schüler und Lehrer aus dem Bundesgebiet zusammen, um sich in Workshops, Diskussionen und gemeinsamen Aktivitäten mit der Bedeutung der Reformation und ihren Fragestellungen für unsere heutige Gesellschaft zu befassen. Beteiligt sind dabei Schulen, die entweder aufgrund ihres Namens oder aufgrund schulischer Projekte einen besonderen Bezug zur Reformation haben.

Seit 2010 wurden die Lutherschulentreffen alle zwei Jahre in verschiedenen Bundesländern - Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen - erfolgreich durchgeführt und ein reges Netzwerk zwischen Schulen, Schülern und Lehrern wurde aufgebaut. Zuletzt konnten rund 70 Schüler und Lehrer aus 8 verschiedenen Schulen und 5 verschiedenen Bundesländern vom 17. bis 20. Juni 2018 zum 5. Lutherschulentreffen in Halle (Saale) begrüßt werden. Dieses Treffen wurde auf ausdrücklichen Wunsch aller beteiligten Schüler, Lehrer und Organisatoren trotz Beendigung der Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum 2017 noch einmal durchgeführt. 

Video zum 5. Lutherschulentreffen vom 17. bis 20. Juni 2018 in Halle (Saale)

Info

Bisherige Lutherschulentreffen

  • 2010: Mansfeld, Sachsen-Anhalt
  • 2012: Erfurt, Thüringen
  • 2014: Meißen, Sachsen
  • 2016: Lutherstadt Wittenberg, Sachsen-Anhalt
  • 2018: Halle (Saale), Sachsen-Anhalt

Lutherschulentreffen 2016

Das Lutherschulentreffen bringt Schulen mit namentlichem oder inhaltlichem Bezug zur Reformation zusammen. 2016 findet das Treffen in der Lutherstadt Wittenberg statt.

II.

Staatliche Geschäftsstelle "Luther 2017", Foto: Stefan Matyba

Workshop-Arbeit

Die Lutherschulentreffen gliedern sich jeweils nach einem Kennenlernabend in eine Workshopphase und eine Abschlusspräsentation. In den diesjährigen Workshops zum Thema Bildung setzten sich die Schüler gemeinsam mit der Bedeutung der Reformation und ihren Fragestellungen für unsere heutige Gesellschaft auseinander.

Die Jugendlichen der Jahrgänge 8 bis 12 beschäftigten sich dabei mit grundsätzlichen Fragen wie „Was ist mir Bildung heute wert?“ oder „Brauche ich Bildung für meine Zukunft?“. Sie erforschten Zusammenhänge von reformatorischer Propaganda damals und Fake News heute und lernten anhand von einzigartigen Objekten aus der Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen mit Sprache umzugehen. Bezugspunkte in der Arbeit mit den Schülern waren dabei immer die eigenen persönlichen Erfahrungen aus der Lebenswelt der Jugendlichen. 

Auch in diesem Jahr gab es wieder einen Medienworkshop, in welchem die Schüler den Umgang mit der Videokamera lernten und – begleitet von Fachleuten – das Treffen eigenständig medial begleiteten.

Folgende Workshops fanden während des 5. Lutherschulentreffens statt:

Schüler erarbeiten sich ihre "Traumschule"
(© Staatliche Geschäftsstelle "Luther 2017",
Foto: Anja Czubera)

1. Bildung für meine Zukunft - Bildung und Reformen (Doppelworkshop)

Luther und Melanchthon haben vor fast 500 Jahren eine Bildungsbewegung in Deutschland losgetreten. Von diesem Impuls profitieren wir heute noch. Seitdem ist jedoch viel passiert und unser Leben heute läuft in ganz anderen Bahnen als das der Menschen in der Reformationszeit.

Was ist mir heute Bildung wert? Brauche ich Bildung für meine Zukunft - und sind Bildung haben und gebildet sein dasselbe? Welche Art von Bildung brauche ich, damit ich mein Leben gut führen kann? Wie erfahre ich Schule? Wie müsste sie für mich gestaltet sein, um mich gut und mit Freude in ihr bilden zu können? Was verlangt das von Schülern, Lehrern und Bildungspolitik? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigten sich die Teilnehmer dieses Workshops.

Aber auch die Sichtweise der Lehrer wurde genauer betrachtet. Luther stellte die Berufung zum Schullehrer mit dem Priesteramt auf eine Stufe: „Wenn es Gott gefiele, mich meiner Aufgaben als Pastor zu entheben, gäbe es für mich auf Erden keine Aufgabe, die ich lieber erfüllen würde als diejenige eines Schulmeisters, denn nach dem Amt des Pastors gibt es kein schöneres Amt als das seine“. Und heute - wer möchte in unseren Tagen „Schulmeister“ werden? Unser Bildungssystem scheint einer „Dauerreformierung“ unterworfen - insbesondere nach Wahlen und der Neubesetzung von Funktionsstellen wird ständig von Reformen gesprochen.

Die Schüler erarbeiteten in 2 Tagen konkrete Störfaktoren in Schulen und präsentierten schließlich, wie ihre eigene "Traumschule" aussehen würde.

Leitung: Axel Große, Bildungsreferent am Evangelischen Augustinerkloster zu Erfurt und nebenamtlicher Studienleiter an der Evangelischen Akademie Thüringen & Carsten Passin, Philosophischer Praktiker, Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt e.V.

2. So ergibt das für mich Sinn. Religiosität und Bildung

In diesem Workshop begegneten die Schüler Menschen aus Christentum, Islam und Buddhismus und konnten so der Beziehung von Religion und Bildung nachgehen. Denn im heutigen Kontext wird Religion häufig als unvernünftig wahrgenommen. Deshalb gibt es auch Stimmen, die Religion aus öffentlichen Schulen verbannen wollen. Auf der anderen Seite sind religiöse Gemeinschaften auf der ganzen Welt Trägerinnen von Schulen, Universitäten und anderen Ausbildungsstätten. Religion erscheint in dieser Perspektive als ein wesentlicher Motor für Bildung. Der Workshop bot den Schülern den Raum, sich zu diesem Thema eine eigene Meinung zu bilden und diese kreativ durch eigenständig produzierte Paper Clips umzusetzen.

Leitung: Steffen Weusten, Pfarrer, Dozent für die Arbeit mit KonfirmandInnen, PTI, Arbeitsstelle Drübeck

Workshop-Leiter Gerald Thiede mit Schülern in der Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen (© Staatliche Geschäftsstelle "Luther 2017", Foto: Stefan Matyba)

3. Wie erklär ich mir die Welt - Wunderkammer in Worten!

Die Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen versammelt rund 3000 Objekte aus aller Welt. Vor 300 Jahren zum Gebrauch und zur Verbesserung des Schulunterrichts gesammelt, bleiben viele der Ausstellungsstücke bis heute rätselhaft. Tiere, Weltmodelle, Kunstwerke, Waffen - welche Worte lassen sich finden, Dinge zu beschreiben? Wovon erzählen sie und was machst du daraus? Inspiriert vom Raum und seinen Rätseln texteten die Schüler in eigener Sache. Workshopleiter und Künstler Gerald Thiede unterstützte die Schüler bei den gedanklichen und sprachlichen Erforschungen der Wunderkammer. Das Ergebnis dieser Workshop-Arbeit waren Gedichte, ein Poetry Slam sowie eine Nachrichtensendung mit Livesschaltung aus der Wunderkammer. 

Leitung: Gerald Thiede, Künstler

4. „Textest du noch oder lutherst du schon …?" Worte, die treffen - bei Luther und heute

Wer möchte das nicht sein: Wortgewandt, schlagfertig, redemutig. Martin Luther hatte diese Gaben, auch wenn er manchmal übers Ziel hinausschoss. Seine Übersetzung der Bibel verbreitete sich rasant, weil er den Leuten „aufs Maul schaute“.

In diesem Workshop wurde einerseits genauer auf die Lutherbibel geschaut: Warum sie nötig war, wie sie entstanden ist und was sie bis heute mit unserem Alltag zu tun hat. Andererseits wurde auch ganz praktisch erprobt, wie aufregend es ist, passende, spannende, seltene, treffende Worte zu finden und diese dann mit richtigen Lettern zu drucken. Die Ergebnisse wurden schließlich auch kreativ gestaltet und präsentiert - also im besten Sinne „geluthert“.

Leitung: Pfarrer Sven Hanson, Mitteldeutsches Bibelwerk

Schüler des Kamera-Workshops begleiten das Treffen medial.
(© Staatliche Geschäftsstelle "Luther 2017", Foto: Astrid Mühlmann)

5. Kamera-Workshop

Wie stellt man die richtigen Fragen vor der Kamera? Wie filmt man mit einer professionellen Kamera? Und wie wird aus dem gesammelten Material ein Film? Der Kamera-Workshop begleitete das Lutherschulentreffen mit zwei Teams bestehend aus je drei Schülern unter Anleitung von MDR-Redakteurin Luise Kotulla und Kameramann Alexander Kühne.

Am ersten Tag wurden die journalistischen und technischen Grundlagen gelegt, die Kamera ausprobiert und das bis zum Ende des ersten Tages gesammelte Material angeschaut und ausgewertet. Am zweiten Tag wurde es dann ernst: Die Schüler filmten in allen Workshops und konnten so zugleich in die anderen Workshops hineinschnuppern. Am Nachmittag hieß es "Und: Schnitt!". 

Leitung: Luise Kotulla, Journalistin; Alexander Kühne, Kameramann

6. Fake News - damals und heute

Fake News gibt es nicht erst seit Donald Trump; auch in der Reformationszeit sind die Spielarten (anti-) reformatorischer Propaganda zu finden. In diesem Workshop beschäftigten sich die Schüler sowohl mit der Geschichte und dem Prinzip der "Fake News": Was sind Fake News? Wie funktionieren Sie? Am Beispiel einer konkreten Fake News erörterten die Schüler die Funktionsweise einer bewussten Falschmeldung und die Möglichkeiten, Fake News zu erkennen.

Leitung: Matthias Kasparick, Seminare mit Jugendlichen

III.

Abschlusspräsentation

Den Abschluss der Lutherschulentreffen bildet traditionell die öffentliche Abschlusspräsentation. Hierbei stellen die Schüler die gemeinsam in den Workshops erarbeiteten Ergebnisse den Teilnehmern und Gästen vor. Zunächst werden die Arbeiten im Rahmen eines "Marktplatzes" präsentiert, der die Teilnehmer dazu einlädt, sich die einzelnen Workshop-Ergebnisse genauer anzusehen und mit der jeweiligen Workshop-Gruppe dazu ins Gespräch zu kommen. Anschließend präsentieren die Schüler Ihre Workshop-Arbeit detailliert in einzelnen Gruppen.

Die diesjährige Abschlusspräsentation fand am 20. Juni 2018 von 10 Uhr bis 12:30 Uhr im Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen statt. Teilnehmer und Interessenten konnten sich vor Ort selbst ein Bild davon machen, wie sich die Jugendlichen den Fragestellungen zum Thema "Reformation und Bildung" genähert und welche Lösungsansätze sie erarbeitet haben. 

Info

Öffentliche Abschlusspräsentation des
5. Lutherschulentreffens

20. Juni 2018

10:00 - 12:30 Uhr

Franckeschen Stiftungen zu Halle
Freylinghausen-Saal
Franckeplatz 1, Haus 1
06110 Halle (Saale)

Der Eintritt ist frei!

Termine & Veranstaltungen

V.

Impressionen des 5. Lutherschulentreffens

Hier finden Sie Bilder vom 5. Lutherschulentreffen in Halle (Saale). Nach Abschluss des Treffens wird hier zusätzlich die Videozusammenfassung "aus der Feder" des Kamera-Workshops zu finden sein.

Lesen Sie hier auch die erste Medieninformation zum 5. Lutherschulentreffen.

Danksagung

Das Lutherschulentreffen fand statt mit freundlicher Unterstützung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), den Freistaat Bayern, das Land Brandenburg, das Land Hessen, das Land Rheinland-Pfalz, den Freistaat Sachsen, das Land Sachsen-Anhalt und den Freistaat Thüringen sowie das Ministerium für Bildung Sachsen-Anhalt, die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, das Canstein Bibelzentrum, das PTI Arbeitsstelle Drübeck, die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt und das Stadtmarketing Halle (Saale) statt.

Die Organisatoren und Teilnehmer sagen Herzlichen Dank!